Freitag, 22. April 2016

Möbelkauf im digitalen Zeitalter: VR-Brille auf dem Vormarsch

Wann waren Sie das letzte Mal in einem Möbelgeschäft? Ich weiß nicht wie wohl Sie sich in diesen riesigen Möbelläden, die momentan zunehmend wie Pilze aus der Erde priesen, fühlen. Ich kann diesen Superläden auf jeden Fall nichts abgewinnen. Warum? Ganz einfach: Kaum im Laden fühle ich mich schnell verloren“. Nicht weil ich orientierungslos durchs Haus wandere. Selbst bei einer gezielten Suche, wie vor kurzem nach einem Bett, fühle ich mich nach wenigen Metern von der ausgestellten Vielfalt einfach nur erschlagen: Bett neben Bett. Der Versuch, eine Struktur und damit bessere Übersichtlichkeit anhand von Kategorien wie Polsterbett, Boxspringbett etc. zu schaffen, hat im Ergebnis nur dazu geführt, dass zu viele Produkte auf engem Raum nebeneinander stehen. Der Unterschied ist schwer auszumachen. Die Wirkung des einzelnen Möbelstücks geht dabei verloren. Von den Proportionen ganz zu schweigen. Und Begeisterung kommt da nicht auf...

Die persönliche Vorstellungsgabe des Kunden wird besonders stark gefordert, wenn die Frage nach der Größe und der Farbe im Raum steht. In diesem Ambiente erscheint selbst die größte Wohnlandschaft, die ideal für ein Loft wäre, kleiner und passend für ein normales Wohnzimmer. Bei der Auswahl der Holzarten kommt die nächste Herausforderung: Holzmuster in Größe von 10x10 oder 20x20 cm müssen reichen, um sich den Tisch, Schrank etc in einem anderen Holz vorzustellen. Bei den Stoffmustern sind einige Hersteller etwas großzügiger und stellen Muster in einer Größe von A4 oder A3 als Auswahl zur Verfügung. Selbst im hochpreisigen Möbelsegment sind die Muster der Hersteller nicht größer. Unter solchen Umständen macht Möbel kaufen für mich keinen Spaß.

VR-Brillen für mehr Durchblick beim Möbelkauf


Mit Hilfe von Virtual Reality- Brillen neue Erlebnisse beim Einkaufen schaffen - das ist die Idee, die IKEA seit Anfang April testet. Im ersten Schritt benötigen Kunden eine App, die sie vorher kostenfrei herunterladen müssen, um einen ersten Rundgang durch das Küchen-Angebot machen. Mittels der App kann man sich inmitten der maßstabsgetreuen Kücheneinrichtung frei bewegen und auch verschiedene Materialien für die Oberflächen auswählen oder Schubladen öffnen.




Virtuelle Küchenwelt bei IKEA, Bildquelle: IKEA
 
Die IKEA-App steht auf der Spielplattform Steam zur Verfügung und kann dort getestet werden. Wie IKEA mitgeteilt hat soll die App bis August 2016 final laufen können. Für Anregungen und Kritik unter Nutzung der Mail (VRDevelopment@IKEA.com) ist IKEA offen. Ein erster Schritt, der den Wunsch nach weiteren Möglichkeiten eröffnet: Wenn ich mich mit dem von mir präferierten Küchenmodell dann gleich in meiner eigenen Küche wiederfinde, dann wird die Sache perfekt. Und auch interessant für noch andere Bereiche: den Maler, den Sanitär- und Installationsbetrieb. Im Grunde überall dort, wo es einem schwerfällt sich in eine „neue, veränderte Umgebung“ hinzuversetzen.

Das Rennen um das neue Einkaufserlebnis hat bereits begonnen 

Media-Saturn erprobt in zwei Märkten VR-Headsets als Hilfe für die Küchenplanung. Auch in der Auto-Branche laufen Tests:  Potenzielle Kunden von Audi können sich direkt im Autohaus jede beliebige Pkw-Konfiguration in VR anschauen.

Meiner Meinung nach ist das erst der Anfang, der einigen vielleicht „verrückt“ vorkommen mag, doch in 2-3 Jahren, wird es für uns ganz normal sein mit Hilfe der VR-Brille in neue Wohnwelten abzutauchen. 


Was meinen Sie? Wo würden Sie gerne VR-Brillen einsetzen?

Montag, 18. April 2016

Jetzt ist die Zeit zu verhindern, dass Ihr Unternehmen den digitalen Anschluss verpasst

Nicht wenige Experten vergleichen die Digitalisierung mit der industriellen Revolution. Ende des 18. Jahrhunderts ging der initialisierende Funke u.a. von der Erfindung der industriellen Stahlproduktion aus. Das alleine hätte aber für eine Revolution nicht ausgereicht. Hinzu kam ein weit verbreiteter Erfindergeist, der auf der grundlegenden Erfindung aufbaute und sich die neue Errungenschaft zu eigen machte, um Neues zu erfinden. Erst die Nutzung des Stahls z.B. bei den Erfindungen in der maschinellen Industrieproduktion bzw. im Transportwesen (Eisenbahnbau) befeuerte die rasante Ausbreitung und veränderte das damalige Leben grundlegend. Soziale Reformen folgten.

Insofern lohnt es sich zu hinterfragen, wieso der Digitalisierung eine ähnliche Kraft zugesprochen wird, unser Leben grundlegend zu verändern. Was soll sich ändern? Wir haben doch schon alles. Bei genauer Betrachtung können wir feststellen, dass der digitale Stahl bereits vorhanden ist:  Die IT-Infrastruktur mit schnellen Rechnerleistungen, hohem Datenspeichervolumen, (sich in der Fläche immer weiter ausbreitenden) schnellen und leistungsfähigen Datennetzen und einer ausgeprägten Sammelleidenschaft für jedwede verfügbaren Informationen. Die IT-Branche tut das ihrige, um diese Infrastruktur mit Cloud-Technologien, Big Data etc. zu etablieren.

Doch das reicht noch nicht für eine Revolution. Das Vorhandensein der Infrastruktur ist zu wenig, um das Zusammenleben der Gesellschaft auf den Kopf zu stellen. Was jetzt noch fehlt, sind die vielen gesellschaftswirksamen Ideen. Wie kann man die omnipotenten Möglichkeiten der IT nutzen, um damit das Leben der Menschen einfacher, schöner, angenehmer etc. zu gestalten? Und für die Unternehmen ist zu klären, wie man mit diesen Ideen Geld verdienen kann (es fehlen die dazu passenden Geschäftsmodelle).

Traditionalisten werden zu Recht bemängeln, dass es doch schon fast alles gibt und es uns in unserer Gesellschaft im täglichen Leben doch an nichts mangelt. Der Unternehmer, der mit dieser Einstellung der digitalen Transformation unserer Gesellschaft begegnet, wird über kurz oder lang den Untergang seines Unternehmens erleben dürfen. Der österreichische Psychotherapeut und Philosoph Paul Watzlawick hat 1969 den Satz geprägt: "Man kann nicht nicht kommunizieren". Es scheint, als ob dies auch analog für die Digitalisierung gilt: Man kann sich der Digitalisierung nicht verschließen.

Immer mehr wird der Erfolg der Unternehmen davon abhängen, ob man es schafft, die bislang erfolgreiche Unternehmensstory um ein digitales Kapitel zu erweitern; d.h. ob man es schafft, das bislang Gute der bestehenden Geschäftstätigkeit mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu verknüpfen. Innovationen entstehen in der Regel nicht aus Neuerfindungen, sondern aus einer neuen Verknüpfung bereits bestehender Teile. Der Knackpunkt daran ist, dass die führenden Personen im Unternehmen bereit sein müssen, den eingeschlagenen Weg, mit dem das Unternehmen bislang Geld verdient hat, in Frage zu stellen. Die Geschäftsführung muss ggf. bereit sein, Bewährtes aufzugeben zugunsten einer neuen Geschäftsidee. Die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich selbst in Frage zu stellen, sind die erfolgskritischen Faktoren unserer Zeit. Dazu bedarf es Persönlichkeiten, die bereit sind, die Komfortzone zu verlassen.

Es ist jetzt, wo die Wirtschaft gut läuft und die meisten Unternehmer keinen Anlass sehen, irgendetwas im Unternehmen zu verändern, der richtige Zeitpunkt, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. Und die Zukunft ist digital!

Studien belegen immer wieder, dass die Digitalisierung in deutschen Unternehmen noch nicht wirklich angekommen sei. Die Wirtschaft sei beim Thema digitale Transformation zu träge. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die IT-Branche bietet umfassende digitale Lösungen an, doch viele Unternehmen interessieren sich nicht für das vorhandene Angebot. Sie verstehen nicht, wozu sie die neue Informationstechnologie brauchen – schließlich läuft das Unternehmen mit der vorhandenen Infrastruktur gut. Weit verbreitet mangelt es an der Fähigkeit, die Fachkenntnis und das bestehende Geschäftsmodell auf einer Sinn- und Fachebene mit digitalen Elementen zu verknüpfen und darauf aufbauend, losgelöst von der IT-Infrastruktur, eine digitale Unternehmensstrategie zu entwickeln. Oft scheitert das Management daran, von selbst die Vorstellungskraft zu entwickeln, wie sich das Unternehmen digitale Optionen zu eigen machen und in der digitalen Geschäftswelt positioniert werden kann. Vor allem fehlt es an Kenntnissen und verlässlichen Projektionen, wie sich die Märkte und die Kunden sowie deren Bedarf in der digitalen Welt verändern werden.

Wie schafft man es, die Köpfe zu öffnen und sich auf etwas grundlegend Neues einzulassen? Aus sich heraus wird das ein schwerer, steiniger und sehr langer Weg, dessen Ende viele Unternehmen nicht erreichen werden (wer’s nicht glauben mag, der schaue sich an, mit welcher Marktmacht z.B. Amazon und Zalando aus dem Nichts etablierte Unternehmen verdrängen). Im digitalisierten Markt zählt aber neben der guten Geschäftsidee vor allem die Geschwindigkeit!

Nach dem römischen Dichter und Philosophen Lukrez "kann aus nichts nichts entstehen". Übertragen auf die digitale Transformation heißt das: Wenn im Unternehmen keine hinreichende Expertise zur Digitalisierung vorhanden ist (was in vielen Unternehmen der Fall sein dürfte), ist es beinahe unmöglich, alleine mit den vorhandenen Mitarbeiterressourcen erfolgreich den digitalen Wandel zu vollziehen. Hilfe finden Manager/Geschäftsführer außerhalb des Unternehmens. Mit externer Unterstützung kommt man schneller und zielstrebiger in einen Zustand, sich mit dem Status Quo sachlich kritisch auseinanderzusetzen (ohne dass z.B. aus persönlichen/politischen Gründen taktiert oder schöngeredet wird). Ebenso beschleunigt externes Wissen über Projektionen zur digitalen Gesellschaft, verändertes Kundenverhalten / Kundenfokussierung und zu modernen (digitalen) Business-Plänen den Lernprozess, um ein Verständnis über unser Leben in einer digitalen Gesellschaft zu erlangen. Das ist die Grundvoraussetzung, um darauf aufbauend eigene Geschäftsideen umzusetzen.

Ob fachliche Beratung, Coaching oder Workshop – die optimale Form der Unterstützung hängt von der Situation im Unternehmen und den handelnden Personen ab. Ziel im digitalen Erkenntnisprozess sollte es sein, dass Geschäftsführer / Manager zuerst Antworten auf folgende 3 Fragen finden:
  1. Was bedeutet Digitalisierung (für mein Unternehmen, unser Marktsegment,…)?
  2. Was wird sich durch die Digitalisierung bei meinen Kunden verändern?
  3. Mit welchen Dienstleistungen/Services (in Verbindung von bisherigem Geschäft und Digitalisierung) kann ich meinen Kunden das Leben vereinfachen, verbessern, erleichtern,…?
In Kürze folgende Blogbeiträge werden aufzeigen, was im Kontext der Digitalisierung hinter diesen vermeintlich "einfachen" Fragen steckt.